Junge Themen

Infrastruktur

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Junge Menschen1 wollen sich in ihrer Umgebung wohlfühlen. Sie fordern bessere ÖPNV Angebote und generell die Stärkung der Mobilität Jugendlicher. Das, was sie für ihr tägliches Leben brauchen, soll in angemessener Entfernung sein. Für die Teilnehmenden zählen dazu nicht nur Einkaufsmöglichkeiten, sondern in erster Linie der Zugang zu Bildung und Räume zu Leben. Ganz wichtig ist ihnen, dass sie bei der Infrastrukturplanung beteiligt werden. Bei allen Entscheidungen sollen Nachteile insbesondere für junge Menschen vermieden werden – dabei die natürlichen Ressourcen bewahrt und ein nachhaltiger Einsatz gesichert werden.

„Jeder muss gut erreichbar zur Schule kommen. Die Busse sollten in einem geregelten Takt fahren. Wenn nötig, sollten kleinere Busse eingesetzt werden, um alle Förder anzubinden.“

Beitrag aus der Beteiligungsrunde „Das muss sein-Demografiepolitik jugendgerecht gestalten

Erreichbarkeit

Das Thema Erreichbarkeit steht ganz oben auf der Tagesordnung der befragten jungen Menschen wenn es um Infrastruktur geht. Das beinhaltet für sie die Möglichkeit, mobil zu sein, aber auch in den Bereichen Gesundheitsversorgung und Verwaltung muss ihrer Meinung nach noch viel getan werden.

Mobilität

Das Thema Mobilität ist jungen Menschen wichtig, denn sie wollen unabhängig von ihren Eltern unterwegs sein, sich mit Freunden treffen, ihren Hobbys nachgehen und für den Weg zur Schule oder zur Ausbildungsstelle nicht den halben Tag benötigen.

Deshalb fordern sie:

  • Den Ausbau der ÖPNV-Netze gerade im ländlichen Raum.
  • Niedrigere Preise im ÖPNV, Schüler*innen und Auszubildende sollen gratis fahren.
  • Barrierefreiheit und überdachte Bushaltestellen.
  • Bessere Radwege.
  • Busse sollten in einem geregelten Takt fahren, wenn nötig kleinere Busse einsetzen, um alle Dörfer anzubinden.
  • Schulen müssen in angemessener Zeit erreichbar sein oder der Unterricht später beginnen.
  • Möglichkeiten für Fahrgemeinschaften oder sicheres Trampen z. B. über Apps.
  • Carsharing-Angebote auch im ländlichen Raum.

Gesundheitsversorgung

„Ärztliche Versorgung auf dem Land sichern!“, so lautet die Forderung der befragten jungen Menschen: Krankenhäuser und Arztpraxen sollen gut erreichbar sein und die Politik sollte sich stärker dafür einsetzen, dass es ärztlichen Nachwuchs auch auf dem Land gibt. Daneben haben die jungen Menschen kreative Ideen, wie die Gesundheitsversorgung gesichert werden kann:

  • Kooperationen von Praxen auf dem Land mit welchen in der Stadt.
  • Ausbau der Telemedizin, unterstützt von (ehrenamtlichen) Sanitäter*innen vor Ort.
  • Investition in Hebammenpraxen und Geburtsstationen auf dem Land.
  • Gesundheitliche Aufklärung im Unterricht ausbauen, Beratungsstellen vor Ort einrichten.
  • Sportangebote für alle Generationen ermöglichen.
  • Mobile Gesundheitsversorgung: Pflegedienste, Aufbau von Hilfsnetzwerken vor Ort, Apothekenlieferdienste, Transportmöglichkeiten für Kranke.
  • Staatliche geförderte Familienpflegezeit.

Verwaltung

Die Verwaltungsinfrastruktur soll nach Ansicht der jungen Menschen wohnortnah erhalten oder sogar ausgebaut werden. Sollte das nicht möglich sein, schlagen sie vor, Fahrdienste zu Verwaltungsstandorten einzurichten. Sie fordern aber auch eine Entwicklung hin zur „Digitalen Behörde“: über eine Internetpräsenz oder eine eigene App könnten behördliche Angelegenheiten erledigt werden. Dazu gehört der Ausbau einer telefonischen Behördenhotline für Informations- und Antragszwecke oder Videotelefonate beispielsweise über Skype.

Räume zum Leben

Junge Menschen wollen Räume zum Leben: bezahlbaren Wohnraum, Räume für Freizeit, zum Spaß haben und Sport machen oder um dort ehrenamtlich zu aktiv sein.

Orte für Freizeit

Gerade im ländlichen Raum wünschen sich junge Menschen mehr Orte für ihre Freizeitgestaltung und dass diese besser ausgestattet sind. Dazu zählen sie Skate-Bahnen, Grillplätze, Schwimmbäder, Einkaufszentren, Bars, Diskotheken, Spielplätze, touristische Attraktionen, aber auch Jugendzentren vor Ort. Bei der Einrichtung der Orte soll immer darauf geachtet werden, dass junge Menschen einbezogen werden und ausreichend Räume zur Selbstorganisation bekommen.

An den Freizeitorten wünschen sie sich eine breitere Vielfalt an Angeboten zum Beispiel im Kulturbereich. Auch generationsübergreifende Angebote finden sie wichtig und Angebote in den Ferienzeiten.

Damit Orte für Freizeit auch auf dem Land geschaffen werden können, schlagen sie vor, die Gebäude multifunktional zu nutzen und Jugendzentren, Kitas, Senioreneinrichtungen oder Museen im Verbund einzurichten.

Vereine müssen besser finanziell ausgestattet sein, damit sie ihre Aktivitäten vor Ort aufrecht erhalten können. Von der Politik wünschen sich die jungen Menschen daher eine verstärkte Übernahme der Kosten auch für die Ausbildung von Ehrenamtlichen.

Engagement Beteiligung

Bezahlbarer Wohnraum für alle

Besonders das Thema Wohnen brennt den Jugendlichen unter den Nägeln, denn sie sehen, wie schwierig es ist, bezahlbaren Wohnraum vor Ort zu finden. Durch Wohnungstauschbörsen, eine Wohnberatung, die Förderung des selbst gestalteten und altersgerechten Wohnens sowie von Mehrgenerationenhäusern oder Wohngemeinschaften von Studierenden und Auszubildenden wollen sie das Angebot erhöhen und erschwinglich machen.

Zugang zu Bildung und Informationen

Wichtig für eine gute Infrastruktur sind nach Ansicht der beteiligten jungen Menschen vor allem gut erreichbare Bildungsmöglichkeiten. Wer für Ausbildung oder Studium wegziehen muss, kommt meist nicht wieder – gerade im ländlichen Raum ist dies entscheidend. Aber auch der Zugang zu Informationen, Beratungsstellen und Weiterbildungen gehört für die jungen Menschen dazu.

„Jeder muss gut erreichbar zur Schule kommen.“

Beitrag aus der Beteiligungsrunde „Das muss sein-Demografiepolitik jugendgerecht gestalten

Deshalb fordern sie:

  • Vielfältige Bildungsmöglichkeiten nah am Wohnort, Gründung von Schulverbänden und die multifunktionale Nutzung von Gebäuden statt Schulschließungen.
  • Bibliotheken ausreichend ausstatten und Konzepte entwickeln, damit sie auch im ländlichen Raum erreichbar sind.
  • Zentrale Anlaufstellen, an denen junge Menschen altersgerechte Informationen und Beratung zu den Themen Beschäftigung, Migration, Gesundheit, Wohnen etc. erhalten.
  • Die Politik sollte es zu einem ihrer Schwerpunkte machen, die Qualität, Reichweite und Anzahl von Informations- und Beratungsangeboten auf allen Ebenen (v. a. kommunal und regional) zu verbessern.
  • Die psychologische Unterstützung und Beratung in formalen und nicht-formalen Bildungseinrichtungen sollte ausgebaut und an die speziellen Bedürfnisse von jungen Menschen angepasst werden.
  • „Starkmacher-Angebote“ gerade im ländlichen Raum, die Jugendliche z. B. In Peer-to-Peer-Netzwerken kostenfrei unterstützen. Dabei sollten junge Menschen unterschiedlicher Zielgruppen bei deren Entwicklung beteiligt werden.
Schule Beschäftigung und Ausbildung

WLAN für alle

Eine schnelle und stabile Internetverbindung ist zentral für eine gute Infrastruktur und den Zugang zu Bildung und Kommunikation insbesondere im ländlichen Raum. Die jungen Menschen fordern daher einen flächendeckenden Ausbau der Breitbandverbindungen, freien WLAN-Zugang in Innenstädten für alle und kostengünstig oder gar kostenlos nutzbare Internet-Infrastruktur für Privathaushalte. Da sie sich bewusst sind, dass die Kosten dafür hoch sind, schlagen sie ein Finanzierungssystem vor, bei dem sich mehrere Kommunen zusammenschließen oder Bürger*innen gemeinsam privatrechtliche Gesellschaften gründen, um die Kosten für jeden einzelnen Haushalt gering zu halten. Auch der Zugang zu kostengünstiger Hardware insbesondere für Jugendliche steht in ihrem Forderungskatalog.

1Seit 2010 haben junge Menschen an den Beteiligungsprojekten des DBJR teilgenommen. Ihre Positionen zu (jugend)politischen Themen wurden gesammelt und in Politikprozesse eingebracht (››Prozesse). Dabei herausgekommen ist eine Bandbreite an Forderungen, die nicht repräsentativ sind, aber einen Einblick in die Themen geben, die den Teilnehmenden wichtig sind (››junge Themen).