Rückblick

Werkstatt MitWirkung

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Die Werkstatt MitWirkung nutzte das Know-how und die Erfahrungen aus den Jugendverbänden. Dort wird Partizipation selbstverständlich gelebt. Als Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände bringt der DBJR auf den Tisch, was jungen Menschen unter den Nägeln brennt. So stand die Werkstatt MitWirkung für die Stärkung der Mitbestimmung junger Menschen an politischen Prozessen. Dabei standen drei Bereiche im Mittelpunkt:

Jugendbeteiligung wirksam umsetzen

Mit der Werkstatt MitWirkung wurden wirkungsvolle und nachhaltige Beteiligungsprozesse in unterschiedlichen Bereichen der Jugendpolitik verankert. Dazu setzte die Werstatt MitWirkung Jugendbeteiligung auf Bundesebene um und stärkte die Partizipation junger Menschen mit europäischer Reichweite. 

Jugendbeteiligung weiterentwickeln

Mit der Werkstatt MitWirkung wurde Jugendbeteiligung weiterentwickelt. Die Qualitätsstandards für Partizipationsprozesse wurden zum Beispiel aktualisiert.

Information, Qualifizierung und Vernetzung zu Jugendbeteiligung unterstützen

Die Werkstatt MitWirkung wollte den Austausch und die Qualifizierung im Themenfeld Jugendbeteiligung stärken. Deshalb wurde die bundesweite Vernetzung von Akteur*innen unterstützt und Informationen sowie Expertise rund um das Thema zur Verfügung gestellt.

Was ist Jugendbeteiligung?

Alle reden über Beteiligung, häufig aneinander vorbei. Es gibt kein allgemeines Konzept und kein einheitliches Verständnis von Beteiligung. Es gibt verschiedene Erwartungen an und Stufen von Beteiligung. Es gibt unterschiedliche Zusammenhänge, in denen Beteiligung eingefordert wird, angeboten wird oder selbstverständlich ist.

Sicher ist nur eins: Kinder und Jugendliche wollen die Welt und die Gesellschaft mitgestalten. Sie machen sich Gedanken über ihren Sozialraum und ihre aktuellen Probleme. Sie wollen beteiligt werden. Aus verschiedenen Gründen ist Beteiligung wichtig; etwa aus emanzipatorischen, legitimatorischen oder auch aus Gründen von Effektivität. Aus einem besonderen Grund ist Beteiligung notwendig: Sie schafft Vertrauen. Ob also in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Pädagogik, Jugendarbeit oder Jugendhilfe gilt die Maxime: Beteiligung zulassen!

Eine Voraussetzung für jegliche Beteiligung ist, Gestaltungsmacht zu teilen. Das gilt bereits, wenn schlicht Teilhabe gewollt ist. Es gibt als niedrigste Stufe eine Alibi-Partizipation, bei der Menschen beispielsweise bei einer Umfrage mitmachen können, das Ergebnis oder Meinungen aber keinerlei Rolle für die Entscheidung spielen. Teilhabe als nächste Stufe bedeutet bereits – auch im wörtlichen Sinne – dabei zu sein, Teil einer Gruppe zu sein, über Einzelaktionen an etwas teilzuhaben und informiert zu sein. Beide genannten Ebenen spiegeln ein sehr niedriges Partizipationsniveau. Mitwirkung dagegen räumt bereits das Recht ein, angehört zu werden, Initiative ergreifen zu dürfen oder per Delegation von Stimmen mitgestalten zu können. Der Schritt zur Mitbestimmung als nächster Stufe ist nicht weit. Mitbestimmung setzt aber Voraus, auf Entscheidungen stark Einfluss nehmen, sogar relevant und mit Wirkung mitentscheiden zu können. Die höchste Ebene der Partizipation ist die Selbstbestimmung. Sie braucht kein Gegenüber und ist eng mit der Selbstorganisation verbunden.

Welche Formen der Jugendbeteiligung gibt es?

Es gibt diverse Formen der Jugendbeteiligung. Einige stellen wir euch hier vor.

1. Beteiligungsmöglichkeiten im Alltag:

  • Mitbestimmung in der Schule – Engagement in der Schüler*innenvertretung

Für alle Klassen gibt es gewählte Klassensprecher*innen und die Schüler*innen können sich treffen, um Ihre Ideen und Vorschläge zu besprechen. Dabei kann es zum Beispiel um Schulprojekte oder die Unterrichtsgestaltung gehen. In der Schulkonferenz und manchen anderen Arbeitsgruppen der Schule haben Vertreter*innen der Schüler*innen Mitspracherecht und Stimmrecht. In manchen Bundesländern gibt es statt der Schulkonferenz ein Schulforum oder einen Schulausschuss. Die Schüler*innenvertretung muss über anstehende Veränderungen informiert werden und die Schule muss sich mit ihren Vorschlägen auseinandersetzen. Die Schüler*innen sind auf diese Weise an vielen wichtigen Entscheidungen der Schule beteiligt und können zum Beispiel über die Pausenzeiten und die Grundsätze des Unterrichts mitentscheiden oder darüber, wofür die Schule Geld ausgibt.

  • Jugendverband

Es gibt viele Jugendverbände, in denen sich junge Menschen organisieren und selbstbestimmt ihren Interessen nachgehen können. Bei regelmäßigen Aktivitäten wie Gruppentreffen oder Ferienfahrten übernehmen sie Verantwortung für sich selbst und andere. Die Jugendlichen stimmen sich mit anderen ab, entwickeln eigene Vorhaben und setzen diese um. Sie gestalten auf diese Weise einen Teil ihrer Lebenswelt selbst. Im Jugendverband entscheiden junge Menschen über ihre Angelegenheiten selbst: Als Mitglieder wählen sie ihre Vertreter*innen in oder stellen sich selbst zur Wahl, um Verantwortung zu übernehmen, sie entscheiden gemeinsam über die Verwendung der Mitgliedsbeiträge sowie anderer Gelder des Verbandes und diskutieren, wofür der Verband sich einsetzen soll.

2. Beteiligungsmöglichkeiten in politischen Prozessen und Strukturen

  • Jugendkonferenzen, Jugendforen, Ideenwerstätten

Offene Beteiligungsveranstaltungen wollen eine möglichst große Anzahl von Interessierten am politischen Austausch beteiligen und zeichnen sich durch geringe Teilnahmehürden aus: Jede*r und alle können mitmachen. Die Veranstaltungen sind so gestaltet, dass die Teilnehmenden mit Spaß und Kreativität eine Fragestellung oder ein Thema bearbeiten können. Manchmal beschränken sich diese Veranstaltungen aber darauf, die Meinungen oder Ideen der jungen Menschen zu sammeln, um mit den Ergebnissen anschließend ohne die Jugendlichen weiterzuarbeiten.

  • Jugendring

Als Zusammenschluss der Jugendverbände vertreten die Kreisjugendringe, Stadtjugendringe, Landesjugendringe und der Deutsche Bundesjugendring die gemeinsamen Positionen der Jugendverbände – d.h. von Millionen engagierten Jugendlichen im ganzen Land. Die Jugendringe setzen sich für die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Jugendliche und Jugendverbände ein: indem sie sich in die Politik einmischen, sich an Gremien der Jugendhilfe beteiligen und die Jugendverbände in Fachfragen beraten. Außerdem organisieren die Jugendringe auch Treffen und Schulungen für Jugendliche, um sich mit aktuellen Themen auseinanderzusetzen oder praktisches Wissen und Fähigkeiten für die ehrenamtliche Arbeit zu sammeln.

  • Kommunale Bürger*innenbeteiligung

Natürlich können sich junge Menschen auch in die allgemeinen Beteiligungsmöglichkeiten vor Ort einbringen, die für Einwohner*innen jeden Alters gedacht sind. Manche Beteiligungsformen sind gesetzlich vorgeschrieben: So müssen die Städte und Landkreise ihre Bürger*innen frühzeitig beteiligen, wenn zum Beispiel Bauvorhaben geplant werden. Alle Interessierten haben dann die Möglichkeit, sich zu informieren, ihre Meinung zu äußern und Einwände zu formulieren, die die Verwaltung berücksichtigen muss. Die Bürger*innen können auch direkt in die Politik eingreifen, wenn sie genug Unterstützung und Geduld für einen Bürgerentscheid haben.

3. Digitale Beteiligungsmöglichkeiten

  • Digitale Formate und Werkzeuge

Digitale Beteiligungsschritte haben manche Vorteile gegenüber Veranstaltungen vor Ort: Es können sich viele Interessierte beteiligen und räumliche Entfernungen zwischen ihnen sind kein Hindernis für die Teilnahme, was zum Beispiel in großen Landkreisen einen echten Unterschied macht. Die Teilnehmenden können selbst entscheiden, wann sie ihre Beiträge einreichen und sind nicht von einheitlichen Terminfestlegungen abhängig. In digitalen Beteiligungsprozessen können sich sehr viele Interessierte äußern, ohne aufeinander warten zu müssen oder sich in die Quere zu kommen. Andererseits kann das aber auch bedeuten, dass sich nicht alle überhaupt mit den Beiträgen der anderen auseinandersetzen. Im Gegensatz zu Versammlungen vor Ort verwandeln sich einzelne Beiträge im Internet seltener zu einer echten Diskussion mit greifbarem Stimmungsbild, an deren Ende bestimmte Beschlüsse nahe liegen. Es ist bei einer großen Anzahl vereinzelter Teilnehmender auch nicht so einfach, gemeinsam verbindliche Ergebnisse festzulegen oder deren spätere Umsetzung zu verfolgen. Daher braucht es (wie auch bei Veranstaltungen vor Ort) eine gute Moderation, Planung und Auswertung von digitalen Beteiligungsprozessen.

Materialien

Um den Praktiker*innen der Jugendbeteiligung, Jugendverbänden/-ringen sowie weiteren Akteur*innen Hilfestellungen und Anregungen für die Arbeit im Themenfeld Jugendbeteiligung anzubieten, wurden von der Werkstatt MitWirkung des DBJR mehrere Materialien entwickelt.

>> Infobanner zu Jugendbeteiligung „Mitdenken und mitmachen“

Die Infobanner sollen mit leuchtenden Farben und Illustrationen im Graphic Recording Stil Interesse wecken und Diskussionen anstoßen. Auf fünf Roll-Ups werden kurz und ansprechend Anregungen für gute Jugendbeteiligung gegeben. Neben dem einführenden Banner werden die folgenden Schwerpunkte aufgegriffen:

  • jugendgerechte Gesellschaft: warum Beteiligung wichtig und notwendig ist,
  • Qualität und Wirkung von Beteiligung: eine Checkliste für starke Partizipation,
  • Wege und Ziele: verschiedene Formate und Ansätze für Jugendbeteiligung,
  • Zuhören auf Augenhöhe: wie man Mitwirkung junger Menschen gleichberechtig umsetzen kann.

Die Roll-Ups könnt ihr bei Diskussionsveranstaltungen oder Events aufstellen. Gern schicken wir sie euch für einen verbeinbarten Zeitraum zu. Kontaktiert uns dazu einfach.

>> Begleitheft „Mitwirkung mit Wirkung! Mitdenken und mitmachen.
Anregungen für wirksame Jugendbeteiligung“

Begleitend zu den Infobannern haben wir eine Broschüre vorbereitet, die Anregungen zu Ansprüchen und Ansätzen für wirksame Jugendbeteiligung skizziert. Diese wurde in einfacher Sprache zusammengefasst und kann als umfassender Einstieg in das Thema Jugendbeteiligung genutzt werden. Das Begleitheft steht nicht als Printversion zur Verfügung. Ihr könnt es euch gerne downloaden. Bei Fragen könnt ihr uns gerne kontaktieren.

Begleitheft "Mitwirkung mit Wirkung!"

>> Handout Zuhören

Zuhören | Piotr Paluchowski (CC BY-NC 3.0 DE)

Es reicht nicht, junge Menschen mal eben zu fragen, welche Spielgeräte der neue Spielplatz bekommen soll. Sie müssen vorher gefragt werden, was sie sich am meisten in ihrer Gegend wünschen. Sie brauchen Zeit für die Beteiligung. Und wenn sie gefragt werden, müssen die Entscheidungsspielräume offen für ganz andere Ideen sein. Dafür müssen sich die Akteur*innen aus Politik und Verwaltung ihrer Rolle bewusst sein. Sie müssen sich bewegen und althergebrachte Prozesse hinterfragen. Sie müssen die Meinungen junger Menschen ernsthaft in Entscheidungen einbeziehen. Zuhören statt Fragen“ ist also die Aufgabe. Denn junge Menschen haben nicht erst eine Meinung, wenn sie gefragt werden.

Handout Zuhören

>> Beteiligung bildlich

Beteiligungskultur | Piotr Paluchowski (CC BY-NC 3.0 DE)

Die Grafiken im Graphic-Recording-Stil erläutern folgende Aspekte von Jugendbeteiligung: Beteiligungskultur,Rahmenbedingungen,Wirkung, Zuhören, und Weiterentwicklung. Sie können zur Illustration von Texten, als Arbeitsmaterial für Workshops bzw. zur niedrigschwelligen Ansprache eingesetzt werden.

Hinweise zur Weiterverwendung:

Die Grafiken stehen kostenlos unter der CC BY-NC 3.0 DE Lizenz zur Verfügung. Sie können für nicht-kommerzielle Zwecke weiter verwendet werden, solange der Autor genannt wird und angegeben wird, ob Änderungen vorgenommen wurden. Ein korrekter Hinweis soll wie folgt aussehen: „Titel | Piotr Paluchowski (CC BY-NC 3.0 DE) | ggf. Ausschnitt“.

 

Beteiligungskultur | Piotr Paluchowski (CC BY-NC 3.0 DE)
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Rahmenbedingungen | Piotr Paluchowski (CC BY-NC 3.0 DE)
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Wirkung | Piotr Paluchowski (CC BY-NC 3.0 DE)

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Zuhören | Piotr Paluchowski (CC BY-NC 3.0 DE)

Zuhören WEB (1200x850) Zuhören DRUCK (7000x4500)

 

Weiterentwicklung | Piotr Paluchowski (CC BY-NC 3.0 DE)

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>> Beteiligung gesprochen

Der Input „Mitwirkung mit Wirkung! Wo – Wie – Warum Jugendbeteiligung?“, der in einfacher Sprache unterschiedliche Aspekte von Jugendbeteiligung beschreibt, wurde von einer professionelle Sprecherin eingesprochen und steht als Audiofile im MP3-Format zur Verfügung. Er kann zum Beispiel als Einstieg in das Thema genutzt werden.

Beteiligung gesprochen herunterladen (mp3, 25 MB)