Junge Themen

Beschäftigung und Ausbildung

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Junge Menschen1 wollen sichere Arbeitsplätze und gute Arbeitsbedingungen. Ihre Arbeit soll es ihnen ermöglichen, würdevoll ihren Lebensunterhalt zu verdienen und freie Zeit für ihr ehrenamtliches Engagement, Freizeit, Freunde und Familie zu haben.

„Arbeit muss gerecht entlohnt werden, so dass Wohnung, Essen, Gesundheitsvorsorge und Urlaub davon bezahlt werden können.“

Beitrag aus der Beteiligungsrunde „Das muss sein – Demografiepolitik jugendgerecht gestalten

Deshalb fordern sie:

  • Mehr Zeit für Familien und bessere Vereinbarkeit, Elternzeit muss anerkannt werden, Langzeitarbeitskonten schaffen Freiräume.
  • Unterstützung bei der Kinderbetreuung.
  • Anteil unbefristeter Beschäftigungsverhältnisse erhöhen, Begrenzung von Befristungen.
  • Umsetzung des Mindestlohns in allen Branchen.
  • Angleichung der Gehälter, insbesondere im sozialen Bereich sollten die Gehälter um 20 Prozent erhöht werden.
  • Abschaffung von Leiharbeit.
  • Bedingungsloses Grundeinkommen.
  • Senkung der Arbeitszeit auf 30 Stunden pro Woche bei weiter angemessener Bezahlung.
  • Die Richtlinien der Internationalen Arbeitsagentur ILO müssen in allen Unternehmen beachtet werden.

Gute Praktika für alle

Besonders im Rahmen von Praktika erfahren junge Menschen häufig schlechte Arbeitsbedingungen und so gut wie keine Bezahlung. Daher halten sie es in diesem Bereich insbesondere für wichtig, klare Regelungen zu schaffen. Lernen und Arbeiten soll klar voneinander getrennt werden, Praktika und andere Qualifizierungsmaßnahmen dürfen keine regulären Arbeitsplätze ersetzen, sondern müssen dazu dienen, dass die Praktikant*innen sich neue Kenntnisse und Fähigkeiten aneignen können und neue Erfahrungen machen. Unbezahlte Praktika gehörten grundsätzlich abgeschafft und müssen, sollten sie dennoch durchgeführt werden, Konsequenzen für die Unternehmen haben. Unternehmen sollten sich an der Europäischen Qualitätscharta für Praktika orientieren. Steuerliche Begünstigungen sollen Unternehmen dazu ermuntern, gute Bedingungen für Praktikant*innen zu schaffen.

Qualität der Ausbildung

Eine Ausbildung ist nach Meinung junger Menschen dann gut, wenn sie die persönlichen Eigenschaften der Auszubildenden fördert und sie sich weiterentwickeln können. Dafür wünschen sie sich ein sicheres Umfeld, ausreichend Platz und Materialien und Unterstützung der Arbeitgeber*innen, um an Weiterbildungen teilzunehmen. Sie fordern, dass der Europäische Bezugsrahmen für die Qualitätssicherung in der Ausbildung vollständig umgesetzt wird und die Lehrpläne kontinuierlich weiterentwickelt werden. Zudem sollte eine stärkere Kontrolle der Einhaltung der Arbeitsschutzgesetze und Ausbildungspflichten stattfinden. Auszubildende sollen ein ordentliches Gehalt erhalten und alle Auslagen für Fahrtkosten, Unterkunft etc. erstattet bekommen.

Gegen Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt

Insbesondere junge Berufseinsteiger*innen sind nach Meinung der Teilnehmenden auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert und sie fordern die Politik daher auf, sich eine faire und gleichberechtigte Behandlung aller Arbeitnehmer*innen zum Ziel zu machen.

Deshalb fordern sie:

  • Abschaffung aller diskriminierenden Regelungen, wie Bezahlung oder Dauer des Kündigungsschutz nach dem Alter.
  • Alle Menschen müssen Zugang zu allen Berufsgruppen erhalten, mehr Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen oder Langzeitarbeitslose.
  • Stellen für Berufsanfänger*innen müssen auf langfristigen Verträgen beruhen und dürfen keine bereits vorhandenen Jobs ersetzen.
  • Steuerliche Vergünstigungen für Unternehmen, die qualitativ gute Arbeitsplätze besonders für junge Menschen schaffen.
  • Scheinselbstständigkeit muss verboten werden.

Zugang zu Ausbildung

Der Zugang zu Ausbildungsplätzen muss nach Ansicht junger Menschen deutlich verbessert werden. Sie fordern einen gesetzlich garantierten Anspruch auf einen Ausbildungsplatz und die Umsetzung der EU-Jugendgarantie, damit alle zeitnah einen Ausbildungsplatz finden. Unternehmen und die öffentlichen Arbeitgeber*innen sehen sie in der Pflicht, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen. Das gilt nach Ansicht der Teilnehmenden insbesondere für den ländlichen Raum, um der Abwanderung entgegen zu wirken. In den Kommunen soll eine größere Zahl von Beratungsstellen eingerichtet werden, die Jugendliche bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützen. Nach der Ausbildung hört die Verantwortung der Arbeitgeber*innen aber nicht auf: Auszubildende müssen übernommen und gut eingearbeitet werden, damit ein Wissenstransfer stattfindet.

Unternehmertum junger Menschen fördern

Junge Menschen wünschen sich staatliche Unterstützung für Berufseinsteiger*innen, die ihre eigenen Firmen gründen wollen. Dabei solle ein Schwerpunkt auf Unternehmen gelegt werden, die ökologische und soziale Ziele verfolgen. Diese sollten in der Gründungsphase einen Steuervorteil erhalten, damit ihnen der Start erleichtert wird. Bürokratische Hürden müssen nach Meinung junger Menschen abgebaut und Verwaltungsprozesse vereinfacht werden. Zudem wünschen sie sich Beratungsangebote (Anlaufstellen und Online-Dienste) für junge Unternehmer*innen, die jugendgerecht und kostenlos sowie auf deren Bedürfnisse zugeschnittene Informationen liefern und bei bürokratischen und juristischen Fragen weiterhelfen. Banken sollten von der Politik ermutigt werden, jungen Unternehmer*innen Kredite zu gewähren und Investitionsprogramme für junge Sozialunternehmen aufzulegen.

Judit Schoth/DBJR

Den Übergang meistern

Nicht nur der Zugang zum Arbeitsmarkt ist ein Feld, auf dem nach Meinung junger Menschen noch viel zu tun ist, um die Situation junger Menschen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Insbesondere ist es ihnen wichtig, dass Übergänge zwischen Schule, Ausbildung und Beruf oder zwischen Studium und Beruf ohne Reibungen zu meistern sind.

Deshalb fordern sie:

  • Kooperationen zwischen Schulen, Arbeitsagenturen, Behörden und Jugendsozialarbeit, um Berufsberatung durchzuführen und freie Stellen zeitnah zu vergeben.
  • Integration von Angeboten der Berufsberatung in den Schulalltag mit spezialisierten Ansprechpartner*innen, die auf die individuellen Interessen und Fähigkeiten junger Menschen eingehen.
  • Kooperationen mit Betrieben und Kontaktpersonen an Schulen, um mehr Praktika während der Schulzeit durchzuführen.

Anerkennung außerschulischer Bildung

Junge Menschen sind aktiv in Vereinen und Verbänden und wissen das im Rahmen dieses Engagements angeeignete Wissen zu schätzen, weil sie es auch in der Ausbildung gut nutzen können. Deshalb sollten Ausbildungsbetriebe und Arbeitgeber*innen insgesamt offener werden für eine Anerkennung außerschulisch erworbener Kenntnisse und Fähigkeiten. Von der Politik fordern sie, dass diese einen Rahmen zur Bewertung der außerschulischen Bildung entwickelt.

Freiwilligendienste

Viele junge Menschen sehen einen Aufenthalt im Ausland als eine Bereicherung für das Leben und die Ausbildung junger Menschen an. Es sei keine Zeitverschwendung, sondern der Nutzen höher als der Preis, etwas länger für die Ausbildung zu brauchen. Doch die Angst vor Nachteilen in der Ausbildung oder im Betrieb sei noch immer groß und hier müsse in der Unternehmenskultur noch viel passieren. Zudem hätten längst nicht alle jungen Menschen Zugang zu Freiwilligendiensten. Deshalb fordern junge Menschen, dass Mobilitätsprogramme sich insbesondere auch an arbeitslose Jugendliche oder Migrant*innen richten und dass die Antragsverfahren erleichtert werden.

Schule Engagement

1Seit 2010 haben junge Menschen an den Beteiligungsprojekten des DBJR teilgenommen. Ihre Positionen zu (jugend)politischen Themen wurden gesammelt und in Politikprozesse eingebracht (››Prozesse). Dabei herausgekommen ist eine Bandbreite an Forderungen, die nicht repräsentativ sind, aber einen Einblick in die Themen geben, die den Teilnehmenden wichtig sind (››junge Themen).