Kick-Off Event des neuen Zyklus in Bad Segeberg

Print Friendly, PDF & Email

Luise Sander, Jump-Teammitglied

Während des internationalen Ostsee-Jugend-Medien-Camps in der Jugendakademie Bad Segeberg hat der Jugenddialog sein Kick-Off-Event des 10. Zyklus veranstaltet.

Melanie vom DBJR, Pia und Luise vom Jump-Team und der neue Jugendvertreter Thomas haben Workshops rund um das Thema Social Media gehalten.

Vorbereitungen vor der Dialogrunde © Jugenddialog

Am Montag, 31.07.2023, fand das Jugenddialog-Event statt. Für die c.a. 30 Teilnehmenden, die aus Dänemark,  Norwegen, Schweden, Polen, Estland, Lettland und Deutschland kamen, war es schon der 6. Tag des vom Landesjugendring Schleswig-Holstein und dem örtlichen “Offenen Kanal” veranstalteten Medien-Camps.

Nach einer kurzen Warm-Up-Phase, in der klar wurde, dass viele der Teilnehmenden schon eigene Erfahrungen mit den Themen Hate Speech und aggressives Verhalten auf Social Media gemacht haben, haben wir die Gruppe aufgeteilt.

Thomas hat mit den Jugendlichen zum Thema “Rechte Parolen im Internet” diskutiert. Hauptsächlich wurden Ideen gesammelt, wie man Hate Speech auf Social Media minimieren kann. Eine Hürde bei der Lösungsfindung war zum Beispiel, überhaupt eine sinnvolle Definition für Hate Speech zu finden. Die Grenzen zwischen Hate Speech und freier Meinungsäußerung verlaufen manchmal sehr unklar. Auch besprochen wurde in dieser Gruppe, wie man Betroffenen helfen kann.

 

Pia hat sich gemeinsam mit ihrer Gruppe mit dem Thema “Erinnerungskultur auf Social Media” auseinandergesetzt. In den verschiedenen Ländern wird Erinnerungskultur sehr unterschiedlich umgesetzt und es war spannend, sich untereinander auszutauschen. Als Idee wurde angebracht, dass man Schüler*innen einen aktiveren Part geben kann. Beispielsweise könnten sie selber Filme drehen oder andere Inhalte erarbeiten, die sich mit verschiedenen Abschnitten der Vergangenheit des eigenen Landes beschäftigen.

Bengt Bergt (MdB, SPD) wird nach dem Dialog von den Jugendlichen interviewt. © Jugenddialog

In Luises Gruppe wurde überlegt, was für Chancen Social Media für demokratische Partizipation birgt. Das größte Potenzial sehen die Jugendlichen bei der Informationsverbreitung. Ein Beitrag von Influencer*innen oder Stars erreicht oft viel mehr Leute als ein Plakat auf der Straße. Allerdings gibt es auch Hürden, wie zum Beispiel Filter-Bubbles und sehr angepasste Algorithmen.

Nach dem Austausch in den Gruppen und einer kurzen Kaffee-Pause konnten die Jugendlichen ihre Ideen mit den Politikern Bengt Bergt, MdB der SPD, und dem Grünen-Abgeordneten Dirk Kock-Rohwer aus dem schleswig-holsteiner Landtag diskutieren.

Bengt Bergt berichtete von seinen persönlichen Erfahrungen mit Hate Speech auf seinen Social-Media-Kanälen. Er geht dagegen vor, indem er auf so viele solcher Kommentare reagiert wie möglich. Er versucht, mit seinen Antworten aufzuzeigen, was die Leute mit ihren Hass-Kommentaren anrichten und wie sinnlos das ist.

Eines der Hindernisse zur konsequenten Verfolgung von Hatern im Internet ist laut der zwei Politiker, dass die Server der Social-Media-Plattformen nicht in Deutschland bzw. Europa stehen und die Rechtslage deshalb schwierig ist. Eine Kontrollinstanz sollte trotzdem geschaffen werden. Dirk Kock-Rohwer findet, dass ein unabhängiges Gremium dafür besser geeignet wäre, als die Regierung selbst.

Eine weitere Schwierigkeit stellen auch KI-generierte Inhalte dar. Es wurde über ihren möglicherweise manipulativen Einfluss auf die Europaparlaments-Wahlen nächstes Jahr gesprochen.

Einig waren sich alle darin, dass die Kontrolle von Inhalten auf Social Media sehr schwierig ist. Beide Politiker sprachen sich daher auch für die Ideen der Teilnehmenden aus, wie man vor allem jungen Menschen ausreichende Medienkompetenz beibringen kann, um Fake News und Hate Speech zu erkennen und damit umzugehen. Die Teilnehmenden berichteten, dass es in einigen Ländern dazu Projekttage an den Schulen gibt. Bengt Bergt findet, man sollte das Thema sogar langfristig in den Unterricht integrieren und ganzjährig daran arbeiten.

Auch in der großen Runde wurden die Chancen von Social Media für die Demokratie diskutiert. Seitens der Politiker gab es große Zustimmung dafür, dass sich Informationen schnell und einfach verteilen lassen und Themen wie der Klimawandel oder der Mord an George Floyd ohne Social Media vielleicht gar keine so große Aufmerksamkeit bekommen hätten. Allerdings haben sie auch darauf aufmerksam gemacht, dass die Qualitätskontrolle bei Informationen auf Social Media oft wenig oder gar nicht gegeben ist. Deshalb möchte Bengt Bergt zum Beispiel weiterhin dafür sorgen, dass es sehr gute Ausbildungen für Journalist*innen gibt, die Informationen verbreiten, auf die man sich verlassen kann.

Es gab noch einige weitere spannende Themen, beispielsweise wie eine gelungene Hilfe für Betroffene von Hate Speech und Mobbing im Internet aussehen könnte. Am Ende der Diskussion mussten sich die Politiker aus den vielen Ideen ihre Herzensthemen aussuchen und Wetten abschließen, was sie in Zukunft umsetzen werden.

„Ich werde mich mehr mit Menschen über ihre persönlichen Erfahrungen mit Hate Speech unterhalten.“

Dirk Kock-Rohwer

„Ich werde mich dafür einsetzen, Fake News auf Social Media entgegenzuwirken.“

Dirk Kock-Rohwer

„Ich werde dem Thema KI in Zukunft Aufmerksamkeit widmen.“

Bengt Bergt

„Ich werde mich für Grenzen auf Social Media einsetzen, zum Beispiel das Entfernen von Hate Speech.“

Bengt Bergt