Ihr habt gefordert – wir haben gemacht!
Im Rahmen des EU-Jugenddialogs haben im 9.Zyklus in allen Ländern der europäischen Union Dialogveranstaltungen mit jungen Menschen stattgefunden, bei denen diese ihre Forderungen und Wünsche an die Politik formulieren konnten. Der Zyklus hatte den übergreifenden Titel „Gemeinsam für ein nachhaltiges und integratives Europa“. Um die Forderungen so konkret wie möglich machen zu können, wurden von der Europäischen Lenkungsgruppe fünf Unterthemen festgelegt: Information und Bildung, Handeln und Befähigen, Wirkungsvolle Beteiligung, Mobilität und Solidarität und Zugang zu Infrastruktur.
Unter dem Motto „Ihr fordert – Wir setzen um!“ könnt ihr nun hier nachlesen, was die Nationalen Arbeitsgruppen¹ in den letzten Monaten getan haben, um junge Menschen bei der Umsetzung ihrer Forderungen zu unterstützen.
Den vollständigen Bericht über die Aktivitäten der Nationalen Arbeitsgruppen findet ihr unten auf der Seite.
# Information und Bildung
Ihr habt gefordert:
Die Konsultationen haben gezeigt, dass junge Menschen eine Reihe von Anforderungen an Informationen und Bildung zum Thema Klimawandel und Nachhaltigkeit haben. Diese sollten jugendfreundlich, einfach zugänglich und in verschiedenen Formaten und Sprachen verfügbar sein. Darüber hinaus sollten sie wissenschaftlich fundiert sein, politische Prozesse und Entwicklungen im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit aufzeigen und die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und sozialer Ungleichheit hervorheben. Es wurde auch betont, dass Informationsvermittlung allein nicht ausreicht und dass junge Menschen befähigt werden müssen, sich für Nachhaltigkeit einzusetzen – beispielsweise durch politisches Handeln und einen nachhaltigen Lebensstil.
Um die Bildungsmöglichkeiten zum Thema Nachhaltigkeit zu verbessern, wurde von den jungen Menschen vorgeschlagen, Schulen besser zu nutzen und das Thema in die Lehrpläne aufzunehmen. Darüber hinaus wurden die Zivilgesellschaft, Jugendclubs, Jugendverbände, digitale Tools und Peer-to-Peer-Programme als nützliche Lernumgebungen genannt. Außerdem wurde auf die Notwendigkeit von Finanzmitteln hingewiesen, um die Lernmöglichkeiten im Bereich der Nachhaltigkeit zu erweitern.
Wir haben umgesetzt:
In den vergangenen Monaten haben die Nationalen Arbeitsgruppen die Durchführung von Bildungs- und Informationsangeboten für junge Menschen unterstützt und versucht, die Qualität bestehender Angebote in Bezug auf Nachhaltigkeit und Inklusion zu verbessern. Dazu gehörte auch die Entwicklung neuer Informationsquellen sowie die Anregung und Unterstützung von Akteur*innen wie z.B. Schulen bei der Arbeit zu diesen Themen.
# Handeln und Befähigen
Ihr habt gefordert:
Junge Menschen haben in Konsultationen immer wieder ihre Unzufriedenheit über die Untätigkeit politischer Entscheidungsträger*innen in Bezug auf Nachhaltigkeits- und Umweltfragen zum Ausdruck gebracht. Viele der Teilnehmer*innen nannten Proteste, Petitionen und zivilgesellschaftliche Organisationen als verfügbare Partizipationsmechanismen, aber sie waren sich einig, dass diese Mechanismen aufgrund der Untätigkeit der Politiker*innen keine Veränderungen bewirken können. Die Teilnehmer*innen forderten die Politiker*innen auf, sich zu umfassenderen Maßnahmen zu verpflichten und die Zugänglichkeit von Partizipationsmechanismen für marginalisierte junge Menschen zu verbessern.
Wir haben umgesetzt:
Die Nationalen Arbeitsgruppen haben die Durchführung von Empowerment-Aktivitäten unterstützt, die junge Menschen zur politischen Partizipation zum Thema Nachhaltigkeit und Inklusion motivieren und sich für qualitativ hochwertigere Beteiligungsmöglichkeiten eingesetzt. Sie haben zudem versucht, die Politik durch Lobbying-Treffen zwischen politischen Entscheidungsträger*innen und Jugendorganisationen zu beeinflussen und darauf hinzuwirken, dass junge Menschen direkt an Entscheidungsprozessen beteiligt werden.
# Wirkungsvolle Beteiligung
Ihr habt gefordert:
Der 9.Zyklus des EU-Jugenddialogs befasste sich auch damit, wie Youthwashing² in Jugendbeteiligungsprozessen vermieden und Entscheidungsträger*innen zur Rechenschaft gezogen werden können. Junge Menschen befürchten, dass ihre Stimmen bei Themen wie Nachhaltigkeit und Klimawandel nicht gehört werden. Partizipative Mechanismen, bei denen junge Menschen schon zu Beginn politischer Prozesse beteiligt werden, können Youthwashing reduzieren und mehr Transparenz schaffen.
Wir haben umgesetzt:
Die Nationalen Arbeitsgruppen haben Aktivitäten für junge Menschen unterstützt, um das Bewusstsein für Youthwashing, wirksame Beteiligung und effektive Interessenvertretung zu stärken. Sie haben versucht, die Qualität der Beteiligungsaktivitäten in Bezug auf Nachhaltigkeit und Inklusion zu verbessern und Einfluss auf die Politik zu nehmen, indem sie Jugendthemen in verschiedene Politikbereiche einbeziehen und politische Entscheidungsprozesse beeinflussen.
# Mobilität und Solidarität
Ihr habt gefordert:
Junge Menschen, die marginalisierten Gruppen angehören und Diskriminierung erleben, wurden im Rahmen des 9.Zyklus zur Nutzbarkeit ökologischer Mobilitätsangebote befragt. Dabei wurde deutlich, dass finanzielle Hindernisse und ein Mangel an zugänglichen Informationen eine große Rolle dabei spielen, ob ökologische Mobilitätsangebote genutzt werden können. Die jungen Menschen forderten inklusivere Angebote sowie flexible, qualitativ hochwertige und professionelle Unterstützung bei der Schaffung und Auswahl von Angeboten, damit eine Vielzahl unterschiedlicher Zugangsbedürfnisse erfüllt werden kann. Das könnte durch die Abschaffung/Reduzierung von Kosten, Aufstockung von Mitteln und Unterstützung für Organisationen, die Mobilitäts- und Solidaritätsprojekte fördern, möglich gemacht werden.
Wir haben umgesetzt:
Die Nationalen Arbeitsgruppen haben Aktivitäten unterstützt, die die verstärkte Teilnahme von marginalisierten Gruppen an ökologischen Mobilitätsangeboten unterstützen. Sie haben außerdem die Arbeit von Organisationen unterstützt, die marginalisierten Gruppen Unterstützung bieten, Multiplikator*innen stärken und Lernangebote zur Verfügung stellen.
# Infrastruktur
Ihr habt gefordert:
Die Konsultationen im 9.Zyklus des EU-Jugenddialogs befassten sich auch mit der Frage, welche Infrastrukturelemente für junge Menschen zugänglich sein sollten, um einen nachhaltigen Lebensstil zu unterstützen. Die Teilnehmenden identifizierten finanzielle Einschränkungen als einen Hauptfaktor, der junge Menschen daran hindert, sich für Nachhaltigkeit zu entscheiden. Sie forderten eine nachhaltige Infrastruktur, die für junge Menschen erschwinglich ist. Auch der allgemeine Mangel an Infrastruktur in ländlichen Gebieten wurde betont. Geforderte Infrastrukturen waren unter anderem verbesserte öffentliche Verkehrsmittel, finanziell erschwingliche Wohnmöglichkeiten, mehr grüne Räume und die Förderung Erneuerbarer Energien sowie erschwingliche nachhaltige Lebensmittel und Konsumoptionen. Bei der EU-Jugendkonferenz in Prag wurde die Beteiligung junger Menschen in Politikbereichen wie Verkehr, Wohnungsbau, Stadtplanung, Energie und Landwirtschaft als Aufgabe für den Jugendsektor identifiziert.
Wir haben umgesetzt:
Die Nationalen Arbeitsgruppen haben also in der Umsetzungsphase mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Beteiligung junger Menschen an politischen Entscheidungen im Bereich der Infrastruktur zu fördern. Sie haben Aktivitäten für junge Menschen unterstützt, um Bewusstsein und Wissen über den Zugang zu Infrastrukturen zu schaffen, sowie das Wissen und die Fähigkeiten von Jugendvertreter*innen in Bezug auf das Thema Infrastruktur weiterentwickelt. Die Nationalen Arbeitsgruppen haben Ansätze für junge Menschen und nachhaltige Infrastrukturen gefördert, durch die die Schaffung neuer Instrumente und Bildungsmethoden, die Entwicklung neuer organisatorischer Ansätze und der Austausch von guten Praxisbeispielen möglich wird.
¹Die Nationalen Arbeitsgruppen sind eine wichtige Komponente des EU-Jugenddialogs. Sie sind nationale Netzwerke von Jugendverbänden und Organisationen und Strukturen, die mit und für junge Menschen arbeiten. In Deutschland berät und unterstützt die Nationale Arbeitsgruppe das Referat Jugenddialog im Bundesjugendring bei der Umsetzung des EU-Jugenddialogs in Deutschland.
² Youthwashing bezeichnet Maßnahmen von Institutionen und Unternehmen, die das Ziel haben, den Eindruck zu erwecken, dass junge Menschen beteiligt würden, ohne das dahinter jedoch ein ehrliches Interesse an guter Jugendbeteiligung steht. Was der Bundesjugendring unter wirksamer Jugendbeteiligung versteht, findet ihr hier.