Bericht zur Veranstaltung „(K)Ein Tabuthema – Lasst uns über mentale Gesundheit reden!“ – Junge Menschen im Dialog mit politisch Verantwortlichen

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Stress, Klimakrise, Diskriminierung und psychische Erkrankungen – Junge Menschen sind zunehmend in ihrer mentalen Gesundheit herausgefordert. Bei der Dialogveranstaltung „(K)Ein Tabuthema – Lasst und über mentale Gesundheit reden!“ am 19. Oktober 2022 bekamen sie deshalb die Gelegenheit mit politisch Verantwortlichen darüber zu diskutieren, wie die mentale Gesundheit junger Menschen besser geschützt werden kann. Am Ende der Veranstaltung schlossen die Politikerinnen Wetten darüber ab, welche Forderungen und Ideen der jungen Menschen sie in naher Zukunft umsetzen werden.

Zu Gast waren die Bundestagsabgeordneten Dr. Kirsten Kappert-Gonther (Bündnis 90/Die Grünen), Kathrin Vogler (Die Linke), Katja Adler (FDP) sowie die Berliner Abgeordnete Aferdita Suka (Bündnis 90/Die Grünen).

Das Thema mentale Gesundheit ist wichtig. Darin waren sich alle Beteiligten einige, denn nur wenn eine Person mental gesund ist und sich wohl fühlt, kann sie ihre Potentiale voll ausschöpfen, die alltäglichen Lebensbelastungen bewältigen und einen positiven Beitrag zum gemeinschaftlichen Zusammenleben leisten. Die Förderung und der Schutz der mentalen Gesundheit sind deshalb eine wichtige politische und gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Um der Breite des Themas gerecht zu werden, wurde zu unterschiedlichen Schwerpunkten diskutiert.

Jan*ine Gräfe (Jugendnetzwerk Lamdba e.V.), Robert Jasko (Deutsche Gehörlosenjugend e.V.) und Özge Erdogan (Bund der Alevitischen Jugendlichen in Deutschland e.V.) diskutierten mit den Teilnehmenden und politischen Gästen zu unterschiedlichen Facetten des Themas „Diskriminierung und mentale Gesundheit“. Gefordert wurden dort unter anderem:

  • Mehr Aufklärungsarbeit zum Thema Audismus* und wie er verhindert werden kann.
  • Sensibilisierungsmaßnahmen zum Thema Rassismus und Diskriminierung für Therapeut*innen und Personal von Beratungsstellen.

  • Förderung von Dolmetscher*innen in Therapie- und Beratungseinrichtungen, damit Sprachbarrieren abgebaut werden können.

  • Schaffung einer rechtlichen Grundlage für die freie Entscheidung des sozialen Geschlechts (Selbstbestimmungsgesetz).

  • Mehr Aufklärungsarbeit zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in den Schulen aber auch für ältere Generationen, besonders im ländlichen Raum.

Die Diskussionsrunde zum Thema „Jugend in Krisenzeiten“ befasste sich währenddessen unter Anleitung von Svenja Misamer (Deutsche Wanderjugend e.V.) damit, wie die Pandemie, die Klimakrise und der Krieg in der Ukraine die mentale Gesundheit junger Menschen belasten und wie mögliche Auswege und Entlastungen aussehen könnten. Hier forderten die Teilnehmenden unter anderem:

  • Schaffung von mehr Therapieplätzen sowie bessere Zugangsmöglichkeiten für gesetzlich Versicherte, damit den Menschen, die Hilfe brauchen, auch geholfen werden kann.

  • Schaffung von niedrigschwelligen Beratungs- und Hilfeangeboten für Menschen, die sich belastet fühlen, aber (noch) keine Therapie benötigen.

  • Abschaffung von bürokratischen Hürden für Beratungsstellen, um schnell und unkompliziert helfen zu können.Sensibilisierung für das Thema mentale Gesundheit in Bildungsinstitutionen.

  • Bessere Förderung von Jugendverbänden und Freizeiteinrichtungen für junge Menschen, da diese dort Ansprechpartner*innen finden, die sie unterstützen und ihnen Gehör schenken können.

Währenddessen befasste sich eine weitere Gruppe mit Unterstützung von Kathinka Hertlein (Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland e.V.) mit dem Schutz der mentalen Gesundheit in der Schule. Das Thema wurde von der Gruppe selbst gewählt und folgende Forderungen wurden dazu erarbeitet:

  • Schaffung von mehr Aufklärungs- und Informationsangeboten im schulischen Raum, damit mehr Bewusstsein für das Thema geschaffen wird und eine Entstigmatisierung stattfindet.

  • Schaffung niedrigschwelliger Anlaufstellen für psychologische Beratung in der Schule oder in Jugendzentren. Schulung von Lehrpersonal und Schulsozialarbeit zum Thema mentale Gesundheit.

  • Abbau von Leistungsdruck und Vermittlung emotionaler und sozialer Kompetenzen

Nach intensiver Diskussion mit den Politikerinnen zu den thematischen Schwerpunkten, erhielten diese die Gelegenheit, sich dazu zu äußern, wie sie sich in den kommenden sechs Monaten für die Ziele und Forderungen junger Menschen in Deutschland einsetzen möchten. Dazu wurden folgende Wetten abgeschlossen:

 

Ob und wie die Politiker*innen ihre Wetten erfüllen werden, könnt ihr auf unserer Website verfolgen.

Alle anderen Forderungen die gesammelt wurden, gehen auch nicht verloren. Sie werden von uns im Rahmen des EU-Jugenddialogs gesammelt und an unsere EU-Jugendvertreterinnen übergeben. Diese nehmen die Anliegen und Umsetzungsideen mit auf die nächste EU-Jugendkonferenz, um sie dort mit den Jugendvertreter*innen der EU-Mitgliedsstaaten und weiteren politischen Entscheidungsträger*innen zu diskutieren.

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*Audismus bezeichnet die Diskriminierung von Menschen, die taub oder schwerhörig sind, zum Beispiel dadurch, dass die meisten Gegebenheiten in unserem Alltag so eingerichtet sind, dass den Menschen, die nicht hören können, eine Teilnahme verwehrt bleibt.