Bericht zur Veranstaltung „Alle dabei, alles möglich!? – Inklusive Freizeitgestaltung für Jugendliche“ am 21.09.2024 in Bensheim

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Ein Bericht vom Referat Jugenddialog

Foto: Peter Kiefer

Am 21. September 2024 trafen sich Jugendliche, Fachleute und Politiker*innen in der Stephanusgemeinde Bensheim, um gemeinsam an Lösungen für eine inklusive Freizeitgestaltung zu arbeiten. Die Veranstaltung „Alle dabei, alles möglich!?“ bot Raum für einen intensiven Austausch um über Barrieren, die junge Menschen in ihrer Freizeitgestaltung erleben, zu sprechen. Zudem konnten Lösungsvorschläge und Ideen entwickelt werden.

Beteiligung als Schlüssel für Inklusion

Eine teilnehmende Fachkraft betonte in einer Diskussion, dass die Beteiligung junger Menschen das wichtigste Element für bedarfsgerechte Freizeitangebote sei. Sie hob hervor, dass die Teilhabe nicht nur auf dem Papier stehen dürfe, sondern in allen Ebenen aktiv gelebt werden müsse. Besonders wichtig sei es, Selbstvertretungsorgane zu fördern und niedrigschwellige, gut finanzierte Beteiligungsformate zu schaffen.

Stimmen der Fachkräfte

In einem Workshop für Fachkräfte wurden viele Themen beleuchtet. Die zentralen Themen in den Diskussionen waren folgende:

  1. Beteiligung: Freizeitangebote müssen für alle zugänglich und leicht verständlich sein. Dies erfordert bessere finanzielle Unterstützung und die Förderung von Selbstvertretungsstrukturen.
  2. Unterstützung für Vereine: Mehr Ressourcen für Vereine, um Gruppenleiter*innen auszubilden und Schutzräume zu schaffen, wurden gefordert. Sprachliche Hürden sollten abgebaut und Hemmschwellen gesenkt werden, damit Vereine inklusiver arbeiten können.
  3. Elternfreie Zonen: Mobilität bleibt eine Herausforderung. Oft müssen Eltern Lücken im Nahverkehr schließen, da spontane Freizeitplanung für Jugendliche aufgrund von bürokratischen Hürden kaum möglich ist. Ein freies Budget für Träger*innen könnte helfen, bürokratische Prozesse zu vereinfachen und damit flexiblere Freizeitangebote zu schaffen und somit auch elternfreie Zone, die auch ohne diese erreichbar sind.

Stimmen der Jugendlichen

In den Workshops hatten die Jugendlichen die Gelegenheit, ihre eigenen Erfahrungen und Wünsche zu teilen. Dabei kristallisierten sich einige zentrale Themen heraus:

  • Mobilität: Viele Jugendliche beklagten fehlende Verkehrsangebote und die Abhängigkeit von Erwachsenen. Ohne Unterstützung können sie oft nicht selbstständig zu Freizeitaktivitäten gelangen. Auch der Schienenersatzverkehr (SEV) stellte ein großes Problem dar. Es wurde diskutiert, ob Mittel aus dem SGB IX für mehr Mobilität geprüft werden könnten.
  • Schule und Freizeit: Der Ganztagsschulbetrieb wird oft als wenig selbstbestimmt empfunden. Inklusionsangebote konzentrieren sich meist auf den Schulalltag, Freizeitmöglichkeiten bleiben häufig außen vor. Jugendliche wünschen sich mehr autonome Räume und eine bessere Verzahnung von Schule und Freizeit.
  • Werkstätten und Einkommen: Jugendliche in Werkstätten kritisierten, dass sie zu wenig Lohn erhalten und daher nur eingeschränkt finanzielle Mittel haben, um in der Freizeit zu partizipieren. Abgesehen davon fühlen sie sich gut in den Arbeitsalltag integriert.
  • Freizeitangebote: Es besteht ein großer Wunsch nach mehr Freizeitmöglichkeiten, Ausflügen und Zeit mit Freund*innen. Häufig sind die Familien jedoch durch Arbeit stark eingebunden, was Ausflüge erschwert.
  • Stress durch Schule: Viele Jugendliche fühlen sich durch die Schule gestresst und wünschen sich mehr Rückzugs- und Schutzräume in den Schulen.
  • Selbstvertretung und Teilhabe: Vor allem Jugendliche mit kognitiven Einschränkungen fühlen sich in ihrer Selbstvertretung nicht ausreichend gestärkt. Es mangelt oft an strukturellen Möglichkeiten, ihre Stimme einzubringen. Hier braucht es lokale Institutionen, die die Teilhabe fördern und das Umsetzungsdefizit der Kinderrechte angehen.

Fazit und Ausblick

Foto: Peter Kiefer

Die Veranstaltung „Alle dabei, alles möglich!?“ zeigte, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt, um Freizeitangebote für Jugendliche inklusiver und zugänglicher zu gestalten. Besonders die Stärkung von Selbstvertretungsorganen und die Schaffung bürokratiearmer, spontaner Freizeitmöglichkeiten standen im Fokus. Der Austausch mit Politikerinnen und Expertinnen war für die Jugendlichen ein wichtiger Schritt, um ihre Anliegen direkt an die Entscheidungsträger*innen weiterzugeben. Es bleibt abzuwarten, welche der besprochenen Ideen in den kommenden Monaten umgesetzt werden.