Inklusion ist für alle da: Luks Kampf gegen Ableismus
Ein Bericht vom Jugenddialog
„Inklusion geht alle an!“
Am 20. Juni 2024 fand der Allyship Talk „How to be an ally? – Stark für Inklusion und gegen Ableismus“ statt. Als Experte war Luk Bornhak, ein junger Influencer und Aktivist für Inklusion, dabei.

Zu Beginn der Veranstaltung wurde die Definition von Ableismus vorgestellt. Anschließend stellte Luk dar, was ihn motiviert sich aktivistisch zu engagieren. Als Meilenstein bezeichnete er die im Jahr 2009 von Deutschland unterzeichnete UN-Behindertenrechtskonvention. Er bemängelte, dass trotz dieses Bekenntnisses seither zu wenig passiert sei, um die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung wirklich zu verbessern. Um auf diese Missstände und Rechte von Menschen mit Behinderung aufmerksam zu machen, setzt der Aktivist seine Reichweite auf Instagram ein. Es gäbe viele Themen bei denen Änderungen erforderlich seien. Insbesondere der Arbeitsmarkt und das Bildungssystem sind die Themen zu denen Luk arbeitet. Dabei betonte er anhand des Beispiels von Werkstätten für Menschen mit Behinderung, dass der Stundenlohn bei nur 1,35 Euro liege, was inakzeptabel sei.
Inklusion beginne – wenn überhaupt – oft erst in Schulen, da es viel zu wenige inklusive Kindergärten gebe. Besonders im Bildungssystem sieht Luk großen Handlungsbedarf. Das aktuelle System setze auf Noten und Leistungsdruck, was viele Schüler*innen mit Behinderung benachteilige. Er erklärte, dass Förderschulen keinen Schutzraum böten, sondern oft Ableismus perpetuierten. Auch auf dem Arbeitsmarkt gebe es laut Luk Probleme, da Unternehmen sich von der Verpflichtung freikaufen könnten, Menschen mit Behinderung zu beschäftigen, anstatt inklusiv zu arbeiten. So machte er deutlich, dass Menschen mit Behinderung Ableismus auf vielen Ebenen erfahren – im Internet, auf der Straße und in der Politik. Diskriminierende Sprache sei auch ein großes Problem, und viele Behinderungen seien nicht sichtbar, was häufig zu Vorurteilen führe.
Abgesehen von den Problemen brachte Luk auch einige positive Erfahrungen mit, die zeigen, dass sich viele junge Menschen für Inklusion einsetzen. Luk ist im ersten inklusiven Fußballverein in Baden-Württemberg aktiv, obwohl es anfangs viel Ablehnung gab. Seine steigende Anzahl von Follower*innen auf Instagram zeige das große Interesse am Thema. Er rief dazu auf, Menschen mit Behinderung auf Social Media zu folgen und ihre Beiträge zu reposten, „behindert“ nicht als Schimpfwort zu nutzen, sich zu solidarisieren, beispielsweise bei Demos, und barrierefreie Veranstaltungen sicherzustellen.
Politisch forderte Luk, dass Förderschulen und Werkstätten schrittweise abgeschafft werden sollten – allerdings nur, wenn das Bildungssystem und der Arbeitsmarkt inklusiver gestaltet werden. Er äußerte seine Sorge über die aktuelle politische Entwicklung, insbesondere den Rechtsruck und Parteien wie die AfD, die die Fortschritte der Inklusion bedrohten.
Zum Abschluss betonte Luk die Wichtigkeit von Sensibilität gegenüber Mikroaggressionen. Beispielsweise sollte man Rollstühle oder Assistenzhunde nicht einfach anfassen, sondern erst fragen, ob dies erwünscht sei. Außerdem forderte er mehr Vielfalt in Schulbüchern und eine Reduktion des Leistungsdrucks im Bildungssystem.
Luk fasste zusammen, dass Inklusion alle betreffe und nicht nur ein Nischenthema sein sollte. Alle könnten einen Beitrag leisten, um eine inklusive Gesellschaft zu fördern und gegen Ableismus zu kämpfen. Seine Perspektive und sein Engagement verdeutlichen, dass echte Inklusion nur durch gemeinsames Handeln und Sensibilisierung erreicht werden kann.
Begriffserklärungen
Tokenism
Tokenism bezeichnet die symbolische, oft oberflächliche Einbeziehung von marginalisierten Gruppen, um den Anschein von Vielfalt und Inklusion zu erwecken. Es erfolgt ohne echte Machtbeteiligung oder Veränderung der Strukturen. Beispiele sind die Beschäftigung einer Person aus einer Minderheit zur Verbesserung des öffentlichen Images oder die Einladung von Menschen mit Behinderung zu Veranstaltungen ohne ernsthafte Einbeziehung ihrer Perspektiven. Tokenism dient oft mehr der Selbstdarstellung der Mehrheit als der wirklichen Unterstützung der Betroffenen.
Ableismus
Aleismus bezeichnet die Diskriminierung und Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderungen. Es basiert auf der Annahme, dass Menschen ohne Behinderungen überlegen seien. Ableismus zeigt sich in individuellen Beleidigungen, struktureller Benachteiligung wie fehlender Barrierefreiheit und kulturellen Stereotypen. Der Kampf gegen Ableismus fördert Gleichberechtigung und Inklusion für alle.
Literaturempfehlungen
- Angry Cripples – Stimmen behinderter Menschen gegen Ableismus
- Bücher von Raúl Krauthausen
Best Practice Beispiele
- Inklusive Schulen
- https://www.jugendakademie-bw.de/inklusion.html
- Ausschreibung: Runder Tisch „Zugang und Barrierearmut“ (jugendfuereuropa.s3.eu-central-1.amazonaws.com)
Padlet: How to be an ally? – Stark für Inklusion und gegen Ableismus (padlet.com)